Richtig Netzwerken

Ratgeber für die Netzwerkarbeit

Wie im Regionalkonzept beschrieben, ist Selbstermächtigung und Regionalermächtigung das einzige Mittel, um wirksam den totalitären Kontroll- und Machtansprüchen auszuweichen. Dies wissen auch die Machthaber, deswegen zielen deren Maßnahmen vor allem auch auf Unterbindung sozialer Kontakte sowie Verhinderung von Zusammenkünften und konstruktivem Informationsaustausch. Demonstrationen und andere Massenaktionen sind zwar für das innere Zusammenhaltsgefühl gut, werden aber an der politischen Linie nichts ändern, weil unsere politische Führungsschicht blinde Befehlsempfänger sind, die ungeachtet der realen Situation einfach einen vorgegebenen Plan durchführen.

Vor allem die regionalen, kleineren Kundgebungen sind aber aus einem andern Grund sehr wichtig: Sie können, wenn es richtig gemacht wird, eine Quelle an Netzwerkressourcen werden. Wie man diese Quellen "schöpft" und konstruktive Netzwerkarbeit macht, soll im Folgenden kurz dargestellt werden.

Warum sind Netzwerke so wichtig?

Die unterliegenden Gründe sind im Regionalkonzept beschrieben (Selbstermächtigung, Regionalermächtigung). Netzwerke sind die einzige organisatorische Methode, die diesen Entwicklungen entspricht. Ausserdem sind Netzwerke resilient gegenüber zentraler Machtausübung. Wenn, dann können immer nur kleine Teile eines Netzwerkes unter Kontrolle gebracht/ausgeschaltet werden, während sich der Rest des Netzwerkes weiter entwickelt. Im Sinne einer gelebten Demokratie fordern Netzwerke die Menschen heraus, aktiv und gestaltend in und mit den Menschen eines Ortes und einer Region zusammenzuwirken und so eine Gesellschaft von der Basis her mit Leben zu füllen.

Entwicklung von Netzwerken

Die strukturelle Entwicklung von Netzwerken findet in vier Tätigkeiten statt, die parallel und dauerhaft durchgführt werden sollten, um das Netzwerk am Leben zu halten und weiter auszubauen.

Sammeln

Interessenten werden durch geeignete Maßnahmen aufmerksam gemacht, informiert und deren Kontakt aufgenommen. Zur Aufnahme der Kontaktdaten haben sich Vernetzungskärtchen als sinnvoll erwiesen.

Prüfen

Die potentiellen Netzwerkmitglieder werden in geeigneten Formaten an das Netzwerk herangeführt und dabei unauffällig geprüft. Bei der Prüfung geht es darum, evtl. Spitzel zu identifizieren, potentiell unverträgliche Zeitgenossen zu erkennen sowie hauptsächlich bei dem Großteil der Interessenten eine Entscheidung herbeizuführen, ob und in welcher Form sie am Netzwerk teilnehmen.

Integrieren

Die Netzwerkmitglieder stellen sich, ihre Ressourcen (Fähigkeiten, Talente) sowie ihre Bedarfe dar und engagieren sich evtl. auch thematischen Projektgruppen oder in der Netzwerkarbeit selbst.

Regionalisieren

Wenn ein Netzwerk mehr als etwa 30 aktive Personen umfasst, die sich auch regelmäßig treffen, dann ist die Größengrenze einer regionalen Einheit erreicht. Eine Gruppe in dieser Größe kann nicht mehr zielgerichtet arbeiten. Dies ist der Punkt, an dem - schweren Herzens - die Gruppe in kleinere regionale Einheiten aufgeteilt werden muß. Natürlich können die persönlichen Beziehungen weiter gepflegt werden und es sollte auch Austausch zwischen den Netzwerkkoordinatoren stattfinden, auch die Proejktlinien müssen weiterlaufen. Die vier Aktivitäten (Sammeln, Prüfen, Integrieren, Regionalisieren) laufen dann in jeder neuen Gruppe für sich.

Die Quellen der Netzwerke

Netzwerke können nur wachsen, wenn Menschen sich den Netzwerken anschliessen. Anschliessen heißt, im und für das Netzwerk aktiv werden sowie umgekehrt vom Netzwerk nötige Ressourcen erhalten. Solche Ressourcen können Dinge des täglichen Bedarf, Dienstleistungen oder auch "nur" Gemeinschaft und ein offenes Ohr sein. Telegram-Gruppen oder andere digitalen Verteiler sind - keine - Netzwerke, bestenfalls Quellen hierfür.

Jede Ansammlung von interessierten Menschen kann als Quelle für ein Netzwerk dienen. Dies können Telegram-Gruppen sein, bereits existierende Netzwerke (bspw. persönliche Kontakte) oder eben auch Kundgebungen.

Vernetzungsaktivitäten und deren Durchführung

Für jede Quelle gibt es jeweils Möglichkeiten, die Menschen zu kontaktieren. Bei Sozialen Netzwerken sieht man sich zufällig an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit, bspw. Montags um 19 Uhr vor dem jeweiligen Rathaus und geht eine Runde spazieren. Kontakte aus Kundgebungen, mit denen man schon gesprochen hat, kann man direkt zu gesonderten Spaziergängen oder Treffen einladen, da man die Adressen schon hat.

Kennenlern-Spaziergänge

Für Neu-Interessenten sollten unverbindliche Spaziergänge an frischer Luft stattfinden. Dies kann ein - inoffiziell mitgeteilter - Ort und Zeitpunkt sein, bspw. immer Montags um 19 Uhr vor dem Rathaus. Wenn man die Kontakte schon hat, die Leute aber noch nicht kennt, kann man bspw. am Samtsag um 13 Uhr zu einer Wanderung einladen. Hat den Vorteil, dass man sich besser sieht.

Für beide Arten von Spaziergängen gilt zunächst, dass auf den Weg keine Smartphones mitgenommen werden, alles muß im Auto gelassen werden. Bei Spaziergängen mit Einladung muss dieser Umstand auch in die Einladungsmail oder -botschaft aufgenommen werden. Ein Nichtbeachten der Regel ist zumindest ein Hinweis, dass der Betreffende noch nicht verstanden hat, in welcher Situation wir uns befinden. Vielleicht aber auch Gravierenderes. Zumindest kann man nicht ernsthaft sprechen, solange noch ein Handy in der Nähe ist.

Sinn der Spaziergänge ist ein erstes Beschnuppern und Feststellen, ob die Interessenten authentisch sind, also keine Spitzel oder Störer sind. Dazu bietet es sich an, den Interessenten hauptsächlich erzählen zu lassen, vor allem, wie er auf seine Sicht der Dinge gekommen ist, wo er normalerweise arbeitet und was für Interesse er am Netzwerk hat. Wenn man schon ein Team hat und sich bei bestimmten Leuten unsicher ist, dann kann man jeweils Vertrauenspersonen mit den "Neuen" sprechen lassen, die dann ihren Eindruck schildern.

Oftmals kommen auch Menschen über ein "Chain of Trust"; also jemanden, der bereits im Netzwerk ist, bringt diese mit. Allerdings sollte der Interessent zumindest avisiert sein, am besten aber direkt in Begleitung der Vertrauensperson.

Ja nach Lage kann eine Kennenlernrunde stattfinden. Bei Spaziergängen versammelt man sich an einem ruhigen, geschützen Ort im Kreis. Wenn die Möglichkeit besteht, kann man auch nach einem Spaziergang irgendwo privat zusammenkommen (siehe Netzwerktreffen), das sollte dann aber kein Ort sein, an dem besondere Informationen vorhanden sind, weil im unglücklichsten Fall eine Hausdurchsuchung droht (falls doch ein Spitzel dabei war).

Netzwerktreffen

Netzwerktreffen sind Zusammenkünfte von Netzwerkmitgliedern mit dem Ziel des näheren gegenseitigen Kennenlernens, der Ressourcen und Hilfebereitstellung und der Organisation von Projekten und Aktionen. Kennenlernrunden im Rahmen von Spaziergängen und Netzwerktreffen laufen im Prinzip gleich ab, situativ evtl. unterschiedlich gewichtet.

Der Ablauf:

  • Zunächst begrüßt der Gastgeber bzw, Einladende die Teilnehmer
  • dann wird das Wort an den zuständigen Netzwerkkoordinator übergeben, der den offiziellen Teil leitet
    • Ebenfalls Begrüßung der TN und Dank an Gastgeber
    • Hat noch irgendjemand ein Handy in der Tasche -> aus dem Raum damit und und in Alufolie einwickeln
    • Erkärung, dass jetzt der "offizielle" Teil stattfindet, in dem Aufmerksamkeit gefordert ist und nachher ein geselliger Teil folgt
    • Kurzvorstellung vom Zweck von Netzwerken im Allgemeinen und "Rosenheim steht auf" im Speziellen
    • Regionalprinzip und Netzwerk-übergreifende Projekte (SoLaWi,Versorgung, Schulen, Beschäftigung)
    • Netzwerksituation vor Ort und im Landkreis
    • Vorstellungsrunde
      • Ansage: KEINE Lebensgeschichten, jeder schildert ganz kurz seine Fähigkeiten, die er ins Netzwerk einbringen kann und was er sich erwartet
      • Vorstellungsrunde beginnt so, dass der Koordinator am Schluss dran ist
      • Koordinator macht sich Notizen zu den Aussagen der TN; Anmerkungen, wo der TN beitragen könnte für Nachgespräch im inoffiziellen Teil
      • Wichtig: Oftmals gibt es in Gruppen Themenschwerpunkte und besondere Ansammlungen von Fähigkeiten; dies sollte man als Koordinator wahrnehmen und weiter verwenden
      • Koordinator unterbindet abschweifende Gespräche freundlich, aber rigoros
      • Gastgeber achtet darauf, dass keine Nebengespräche stattfinden
      • Am Ende stellt sich der Koordinator nochmal kurz vor und leitet den offiziellen Teil weiter
    • Projektstand
      • Bericht der Projektverantwortlichen
      • Ggf. Initiierung neuer Projekte, wenn Themen in der Runde genannt wurden; Festlegung einer Person die sich drum kümmert und - NICHT - der Netzwerkkoordinator ist
      • Aufteilung der Neuinteressenten auf die bereits vorhandenen Arbeitsgruppen, wenn Interesse besteht
    • Beendigung des offiziellen Teils durch Gastgeber
      • ggf. Aufteilung in Arbeitsgruppen in Nebenräume oder -Tische
      • gemütliches Beisammensein und Austausch
      • Netzwerkkoordinator schliesst sich jeder Gesprächsgruppe kurz an und bietet ggf. thematische Anknüpfungspunkte, Mitarbeiten an
      • Netzwerkkoordinator nimmt Kontaktdaten auf, die noch fehlen
Thematische Veranstaltungen

Zu bestimmten Themen können öffentliche Veranstaltungen, unter den gegebenen Auflagen, durchgeführt werden. Auch hier ist immer wichtig, die Kontaktdaten Vernetzungwilliger aufzunehmen und hierzu immer auch ein oder mehrere Hinweise des Veranstalters oder Vortragenden anzubringen. Für nähere Info zu Organisation oder potentiellen Referenten, bitte Kontakt aufnehmen.

Projekte, Themen und Aktionen

Jedes Netzwerk hat seine spezifischen Schwerpunkte, die sich aus den Fähigkeiten und Interessen der Netzwerkmitglieder ergeben. Neben den allgemeinen Anliegen des sozialen Austausches können dies beispielsweise sein:

  • Projektgruppen zur Problemlösung (auch netzwerkübergreifend)
    • Veranstaltungsorganisation und - durchführung (bspw. Kundgebungen)
    • Kinder (Schulen, Kita etc.)
    • Beschäftigung (Entlassungen Ungespritzter)
    • Solidarische Landwirtschaft
    • Nahversorgung (Einkaufsmöglichkeiten, Verteiler)
  • Kenntnisse und Dienstleistungen
    • Räumlichkeiten
    • IT und EDV
    • Zuhören/psychologische Hilfe
    • geistige Hilfe
    • Heilpraktiker
    • Ärzte und Zahnärzte
    • Physiotherapie
    • Friseure und Fußpflege
    • Kunst und Musik
    • Arbeitgeber/Arbeitnehmer
  • Veranstaltungen
    • Gesellige Treffen
    • Veranstaltungen zu Anlässen/Feiern (Silverster, Fasching)
    • Konzerte
    • Themenabende
    • Arbeitsgruppen

Organisation von Netzwerken und Sicherheitsaspekte

Netzwerke über Telegram zu organisieren ist prinzipiell keine gute Idee, weil - jede - Gruppe, egal ob offen oder privat, abgehört wird. Ggf. kann man die Termine und Ort der Montagsspaziergänge in Telegram posten, muss dann aber auch mit Polizei-, Antifapräsenz und Unterwanderungsversuchen rechnen.

Es ist auch keine gute Idee, Adresslisten von allen an alle zu geben. Wenn einer auffliegt, ist das ganze Netzwerk ausgehoben. Immer noch nicht gut, aber besser ist es, eine gut geschützte, zentrale Stelle zu haben, an der die Kontakte vorliegen (i.d.R. Netzwerkkoordinator) .
Wenn jetzt Person A Kontakt zu Person B will, dann geht die Anfrage zunächst an den Netzwerkkoordinator. Der Koordinator frägt dann bei Person B an, ob sie den Kontakt aufnehmen will. Wenn ja, dann erst wird der Konkakt vermittelt. Unbenommen davon sind natürlich bilaterale Konktakte direkt bei Netzwerktreffen.

Es empfiehlt sich, einen E-Mail und/oder Telefonverteiler zu pflegen und interne Treffen darüber zu organisieren.

Für Hinweise zu Mailprogrammen und Technik bitte gerne kontaktieren.

Bitte beachten: Dies ist ein erster Entwurf und sicher nicht vollständig, aber hoffentlich wird klar, was Netzwerkarbeit bedeutet. Und hoffentlich wird auch klar, dass die Montagsspaziergänge, fast schon Demonstrationen in manchen Gemeinden mit 100 TN und mehr nicht mehr für die Netzwerkarbeit taugen. Lieber an einem anderen Tag (Mi, Do) diese größeren Veranstaltungen und dann Montags die Vernetzungsarbeit.